Die Angst..

..fährt immer mit auf der Warschauer Allee, ganz besonders auf dem unfallträchtigen Stück zwischen Rehren und Bad Eilsen. Unübersichtliche Kurvenverläufe, Steigungen und Gefälle im Wechsel, die A2 ist mit Sicherheit eine ziemlich anspruchsvolle Strecke mit 40 Tonnen. Das macht mir allerdings weniger Angst, ich habe den Tempomat auf 85 km/h, der Retarder zieht ab 88 km/h an und hält den Zug bei 89 km/h konstant. Eigentlich sehr entspanntes Fahren, wenn da nicht die ständige und hohe Konzentration auf die Umgebung wäre. Ich halte grundsätzlich 100 m Abstand, auf der A2 eher 200 m, denn mein Hintermann sitzt mir auf 2m auf.


Im Falle eines Falles muss ich ja damit rechnen, seine Masse auch noch zum Stillstand bringen zu müssen, bevor es mich an meinem Vordermann zermalmt.
Ich habe Polen und Tschechen ja auch schon in ihren Heimatländern erlebt und kann sagen, dass sie sich bei uns sogar (für ihre Verhältnisse) eher gesittet aufführen. Mit Sicherheitsabstand haben sie es halt nicht so. Heute fahren sie fast alle relativ neue Maschinen, da mache ich mir auch weniger Sorgen, aber die uralten Auflieger, die teilweise wohl nur noch durch Spucke, Rost und viel Optimismus zusammengehalten werden, die machen mir wirklich Angst. Die Jungs fahren bis auf 2m auf, hängen dann endlos auf dieser kurzen Entfernung hinter mir, weil sie gerade selber von einer ganzen Kolonne ihrer Landsleute überholt werden. Der vorderste LKW zieht dann gefühlt einen halben Meter vor mir rein und nimmt mir die Sicht, bremsen kann ich nicht, ohne den Kollegen hinter mir zu gefährden, der kommt ja nicht raus, die überholende Kolonne hält ja auch nur 2-5 m Abstand ein.
Wenn man in die Fahrzeuge schaut, sind es überwiegend junge Männer, die eher auf einen Motorroller passen würden, als in einen Schwerlaster. In vielen osteuropäischen Staaten kann man den LKW-Führerschein schon mit 18 machen und wird dann auch gleich auf den Rest von Europa losgelassen.
Die meisten Unfälle auf der A2 resultieren aus ungenügendem Sicherheitsabstand, mangelhaft gewarteten Aufliegern und Unmengen fehlender Erfahrung. Da nutzten weder die weißen Kreuze, noch die Plakate oder Flugblattaktionen der Polizei etwas. Von dem „erhöhten Kontrolldruck“ auf diesem Abschnitt ist mir bis jetzt, ehrlich gesagt, auch noch nichts aufgefallen.
Ich bin immer heilfroh, wenn ich die Warschauer Allee unbeschadet hinter mir lassen kann und wünsche allen Kollegen, egal welcher Nationalität, dass sie heil und gesund nach Hause zu ihren Familien kommen..

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