Archiv vom 'Juli 26th, 2012'

Verdammte Hacke!

Ich arbeite seit einigen Wochen mit einem sehr netten, etwas älteren Kollegen zusammen. Wir verstehen uns prima und arbeiten uns gut zu. Gestern haben wir zusammen Feierabend in Gnarrenburg gemacht. Er war nicht gut drauf, die Hitze und die Hektik in den letzten Tagen hatten ihm ziemlich zugesetzt. Dazu kommt, dass seine Frau vor ein paar Wochen verstorben ist und er sich in die Arbeit geflüchtet hat, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fällt.
Ich sollte heute morgen nach ihm sehen, falls seine Gardinen noch nicht auf wären, wenn ich rein fahre, da er eine schlechte Nacht befürchtete und sich nicht sicher war, ob er gut aus dem Bett kommt. Ich habe heute morgen dann aufgesattelt, seine Beifahrertür stand auf und er war dabei sich zu waschen. Nachdem ich den Exporter geladen habe, bin ich wieder nach vorne. um Papiere zu holen. Sein Standplatz war leer, er ist also offensichtlich gut los gekommen.
Plötzlich klingelt das Telefon. „Sattel sofort ab und fahr nach Zeven, Thomas steht da noch irgendwo, dem geht es nicht gut.“
Ich also abgesattelt, Gang rein und auf Teufel komm raus über Land gebraten, um nach Zeven zu kommen. Die gängigen Plätze abgefahren, kein Thomas. Auf dem kleinen Parkplatz zwischen Zeven und Heeslingen stand dann sein Auto. Von ihm keine Spur.
Auto war offen, Telefon lag in der Mittelkonsole. Nebenan ist ein Haus, da bin ich hingegangen, ob er eventuell dort Hilfe gesucht hat. Kein Notruf auf dem Telefon, die Anwohner hatten ihn nicht gesehen und auch nichts gehört. Eine Dame half mir dann, das Maisfeld neben dem Parkplatz abzusuchen, ob er da irgendwo liegt. Zwischendurch immer wieder Telefonate mit dem Chef und dem Junior. Schließlich kam Entwarnung, Chef hatte die Polizei verständigt, die haben sämtliche Krankenhäuser in der Umgebung abgefragt und ihn gefunden. Er ist mit einem Hinterkammer-Infarkt mit dem RTW ins Krankenhaus Zeven gebracht worden.
Verspannungen, Schmerzen in der Brust, Kreislauf, Schweißausbrüche und Depressionen. Ich hatte ihn gestern schon gebeten, so schnell wie möglich zum Arzt zu gehen, er hat, genau wie ich damals, die Symptome aufs Wetter und den Stress geschoben, versprach mir aber, mal nachsehen zu lassen.
Verdammte Hacke. Die Erleichterung ist natürlich groß, aber gut geht es mir immer noch nicht wieder, der Schreck und die Sorge um Thomas sind mir ganz schön tief in die Knochen gefahren.
Ich fahre jetzt seine Tour zu ende und werde auf dem Rückweg nochmal einen Blumenstrauß bei den Mädels da am Parkplatz abliefern, die verwahren seinen Autoschlüssel solange, bis jemand das Auto holen kommt..