Archiv von 'Oktober, 2013'

Reife Leistung

Ich kam heute von der A38 am Dreieck Drammetal auf die A7 Richtung Göttingen. Da ich recht schwer war, habe ich mich bemüht, nach der auf 60 km/h beschränkten Kurve ordentlich Schwung mitzunehmen, um mich gut in den fließenden Verkehr einfädeln zu können. Auf der Beschleunigungsspur fuhr ich dann parallel zu einer roten Daimler-Maschine der neuen Generation, die immer weiter zu mir rüber zog. Die Spur ist recht eng dort und ich kam der Leitplanke immer näher, ohne dass der Kollege aufgehört hätte. nach rechts zu ziehen. Also habe ich Anker geworfen, die Hupe gedrückt und es gerade noch geschafft, dass er mir nicht den linken Spiegel abfuhr. Fluchend bin ich dann hinter ihm reingezogen und bemerkte, dass die Mittelspur über Kilometer frei war, er hätte mich also bequem reinlassen können.
An der nächsten Steigung hatte ich genug Schwung, um zumindest bis zu seiner ersten Trailerachse an ihm vorbei zu ziehen, bevor er wieder Gas gab und ich meinen Überholvorgang abbrechen musste. Wenigstens hatte ich mir das polnische Kennzeichen notiert und als ich hinter ihm wieder einscherte, das vom norwegischen Auflieger auch noch.
Ich blieb dann hinter ihm und war ein wenig verwundert ob seiner „raumgreifenden“ Fahrweise. Er fuhr Schlangenlinien, immer halb auf den Pannenstreifen und halb auf die Mittelspur. Ein, zwei Mal scherten gerade noch eben PKW auf die linke Spur aus. Noch dazu konnte er sein Tempo nicht halten, er pendelte immer zwischen 78 und 85 km/h.
Auf Höhe Göttingen Nord rief ich dann die Polizei an, das war mehr als gefährlich, was der da ablieferte. Die Polizei rief mich dann mehrmals zurück, wo wir uns befinden und ob ich noch immer hinter ihm wäre. Etwa 25 km später haben sie mich dann überholt, sind vor ihm eingeschert und haben ihn auf den nächsten Parkplatz gezogen. Ich bin weitergefahren, weil der Parkplatz gesperrt und auf der Bremsspur nicht genügend Platz für 2 LKW und die Schergen war. Kurze Zeit später rief mich dann einer der Beamten wieder an und bedankte sich, der Kollege hatte beim Alkoholtest 2 Promille, das Fahrzeug wurde gegen Zahlung einer Sicherheitsleistung an die Kette gelegt und der Fahrer zur Blutprobe mitgenommen. Man bräuchte noch meine Aussage und ich sollte mich dann mit den Kollegen aus Hildesheim auf einem Rastplatz treffen, um diese zu machen, was ich auch gerne tat.
Mit 2 Promille kann ich nicht mehr laufen, von daher ist das wirklich eine reife Leistung, einen 40-Tonner damit mehr oder weniger auf der Strasse zu halten. Wenn man die Tagespresse auf Berufliches beobachtet, so wie ich und viele andere Fahrer es tun, dann stösst man gerade in der letzten Zeit vermehrt auf Meldungen, an denen alkoholisierte und häufig osteuropäische Fahrer beteiligt waren. Ich weiss nicht, ob es an der besseren Vernetzung heutzutage liegt, dass man es mehr wahrnimmt, oder ob da eine tatsächliche Zunahme vorliegt. Ich möchte es auch ungerne an den Osteuropäern festmachen, die tun auch nur ihren Job, fern der Heimat, teilweise über Wochen und verdammt niedrig entlohnt. Ich hab sogar noch Verständnis dafür, wenn da einer zur Flasche greift. Für Fahren unter Alkoholeinfluss habe ich allerdings überhaupt kein Verständnis.
Wir werden uns wohl an solche Dinge gewöhnen müssen, denn diese Jungs werden in Zukunft mehr und mehr unsere Dinge des täglichen Bedarfs auf deutschen Strassen bewegen. Die deutschen Fuhrbetriebe kämpfen schon seit Jahren ums Überleben, an den Löhnen kann man nicht mehr viel sparen und der Nachwuchs bleibt aus, denn die jungen Leute haben keine Lust, für den halben Stundenlohn eines polnischen Erdbeerpflückers 200 Stunden im Monat zu reissen und wochenlang von zuhause getrennt zu sein.
Quo vadis, deutsches Transportgewerbe?

Per aspera ad aspera,

per aspera ad aspera
Hat den Traum zu leben nichts als Schinderei beschert?
Per aspera ad aspera, per aspera ad aspera
Und hätt ich es geahnt, ich wäre doch nicht umgekehrt
Der Weg ist nie das Ziel, nur ihn allein hab ich erreicht
Per aspera ad aspera und nichts ist jemals leicht
Die Sterne fest im Blick, war jeder Schritt auch eine Qual
Per aspera ad aspera, wir hatten niemals eine Wahl

(ASP)
Nachtfahrten sind nicht mein Ding. Morgens hängt man wie ein Zombie am Lenkrad und hat nur noch die Koje im Sinn. Heute Nacht kam noch dazu Nebel auf, Sichtweiten teilweise unter 20m. Der einzige Vorteil war, dass es den schief an den Himmel getackerten Mond unsichtbar machte. Inzwischen habe ich meine 13 Stunden Schichtzeit weit hinter mir und stehe beim Kunden immer noch nicht an der Rampe. Ich könnt grad Knochen kotzen, ich will endlich ins Bett!
Die Dispo wird sich auch freuen, ich sollte die Dose noch nach Frankfurt bringen und dort einwerfen, das wird leider wohl nichts mehr, denn mit 20 Minuten Fahrtzeit komme ich da nicht mehr hin. Das TFG-Terminal hat bis 21.00 geöffnet, wenn das hier jetzt nicht mehr allzu lange dauert, habe ich ja vielleicht noch eine Chance, wenigstens heute Abend durchzutauschen, ansonsten eben Morgen..
Um sowas mache ich mir keinen Kopf, ich hab mir die Nachtschicht nicht ausgesucht, im Gegenteil, aufgrund der Tatsache, dass die Betablocker müde machen, versuche ich sowas zu vermeiden. Davon mal ab geht immer ein ganzer Tag verloren, wenn man wieder auf Tagschicht dreht und diese Woche wird kurz, ich habe nicht einmal mehr 40 Stunden in der Doppelwoche zur Verfügung, weil sie mich letzte Woche so gescheucht haben.
Ach, was freue ich mich schon auf die Diskussionen..*soifz*
 

Die Sonne scheint..

..und es ist arschkalt draussen. Kaffeeduft zieht durch die Hütte, der Frühstückstisch ist gedeckt. Dummerweise nicht zuhause, sondern in der Pampa bei Wittingen.
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Ich verbringe mal wieder den Feiertag weit weg von meinen Lieben, wie wohl die meisten der fahrenden Zunft. Der Motor läuft, um die Batterien zu laden, bei den Temperaturen heute Nacht lief die ganze Zeit die Standheizung und es sieht nicht so aus, als würde sie tagsüber mal Pause machen. Nachher werde ich ein wenig Fahrzeugpflege betreiben. Scheiben putzen, Staub wischen, feudeln und eine Blinkerbirne wechseln stehen auf dem Programm.
Heute Mittag wird dann gekocht und anschliessend werde ich mal einen kleinen Spaziergang zur Otterstation auf der anderen Seite des Hafens machen. Ich mag Otten, das sind lustige Gesellen und vielleicht springen ein paar Bilder für Daniel dabei raus.
In diesem Sinne, einen schönen Feiertag Euch allen..