Schuberts unvollendete
Ein Vorstandsvorsitzender bekam Konzertkarten für Schuberts Unvollendete. Er war verhindert und gab sie seinem Fachmann für Arbeitszeitstudien. Am nächsten Morgen fragt ihn der Vorstandsvorsitzende, wie ihm das Konzert gefallen habe. Und anstelle einer Pauschalkritik überreicht ihm der Experte ein Memorandum, in dem es heißt:
1. Für einen beträchtlichen Zeitraum hatten die vier Oboe-Spieler nichts zu tun. Ihr Part sollte deshalb reduziert, ihre Arbeit auf das ganze Orchester verteilt werden; dadurch würden auf jeden Fall gewisse Arbeitszusammenballungen eliminiert werden.
2. Alle zwölf Violinisten spielten die gleichen Noten. Das ist unnötige Doppelarbeit. Die Mitgliederzahl sollte drastisch gekürzt werden. Falls wirklich ein großes Klangvolumen erforderlich ist, kann dies durch elektronische Verstärker erzielt werden.
3. Erhebliche Arbeitskraft kostete auch das Spielen von 32stel-Noten. Das ist eine exzessive und unnötige Verfeinerung. Es wird deshalb empfohlen, alle Noten auf- bzw. abzurunden. Würde man diesem Vorschlag folgen, wäre es möglich, Volontäre und andere Hilfskräfte einzusetzen.
4. Unnütz ist es, daß die Hörner genau jene Passagen wiederholen, die bereits von den Saiteninstrumenten gespielt wurden.
Würden alle überflüssigen Passagen gestrichen, könnte das Konzert von 25 Minuten auf vier Minuten verkürzt werden. Hätte Schubert sich an diese Erkenntnisse gehalten, wäre er wahrscheinlich imstande gewesen, seine Symphonie zu vollenden. 😉