Wenn man so etwas liest, fragt man sich doch, wo das alles hinführen soll. Sicher, Geld ist auch bei mir knapp und ich überlege immer 2mal, ob ich etwas wirklich brauche, bevor ich Geld dafür ausgebe. Gottseidank hat es bis jetzt aber immer gereicht, um die lebensnotwendigen Dinge bezahlen zu können. Liebe Lübecker, denkt an Eure armen Nachbarn und sorgt dafür, dass sie wenigstens das Fest der Liebe nicht in Dunkelhaft verbringen müssen!
Hier der Artikel von KN-Online.de:
Lübeck – Die sozialen Organisationen von Caritas bis Schuldnerberatung schlagen Alarm: Die Zahl der Haushalte ohne Strom habe in der Hansestadt besorgniserregend zugenommen. Dem örtlichen Versorger, der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Lübeck (EWL), werfen sie wenige Tage vor dem Fest der Liebe soziale Kälte vor.
Auch die Kirche macht sich Sorgen um Menschen ohne Strom. Die Bürgerschaft hat eine Härtefallregelung für säumige Kunden gerade abgelehnt. Nach EWL-Angaben haben derzeit 1240 Haushalte in Lübeck und Umgebung keinen Strom. Betroffen sein dürften mindestens 2500 Menschen.
Alten, Kranken, Armen, Familien mit kleinen Kindern und Hartz-IV-Empfängern würde rigoroser als früher der Strom abgestellt, wenn die Zahlungen ausblieben, stellt der Arbeitskreis Soziales fest. „Oft sind gerade Kinder und Säuglinge die Leidtragenden“, warnen die Sozialverbände. Der Versorger treibe Außenstände ohne Rücksicht auf die teilweise gravierenden Folgen für die Betroffenen ein. In dem Arbeitskreis sind über 20 Hilfsorganisationen und Beratungsstellen von der Arbeitslosenselbsthilfe über die Gemeindediakonie bis zum Mieterverein vertreten.
Die betroffenen Haushalte würden ihre Wohnungen mit Kerzenlicht und Ofenheizung versorgen – „und das teilweise über Wochen“, berichtet Dorothee Martini, stellvertretende Geschäftsführerin des Caritasverbandes. „Die Menschen sitzen in kalten Wohnungen“, bestätigt Helga Lenz von der Humanistischen Union, die aus eigener Tasche die Außenstände einer Frau mit sieben Kindern beglichen hat. Lenz: „Früher wurde Familien mit Kindern unter drei Jahren nicht der Strom abgestellt.“
Der Lübecker Bund der Energieverbraucher sorgt sich um die „Menschen, die aus verschämter Armut nicht zur Sozialberatungsstelle gehen“ und stattdessen im Dunkeln hocken. Sprecherin Gunhild Duske: „Dunkelhaft in den eigenen vier Wänden hat noch niemanden aus seinen Problemen herausgeholt.“ Auch die evangelische Kirche ist auf das Problem aufmerksam geworden und sucht das Gespräch mit dem Energieversorger. Die Sozialverbände fordern von Politik und EWL, eine Härtefallregelung für die betroffenen Haushalte einzuführen.
350 Stromsperrungen nimmt die EWL monatlich vor. Vor einem Jahr waren es 320. 1240 Haushalte leben aktuell ohne Strom. Rund 135 000 Stromkunden hat die EWL. Zum Vergleich: In Kiel sind es 1100 Gesperrte bei 200 000 Kunden. E.on Hanse mit 700 000 Stromkunden in Schleswig-Holstein verweigert Zahlen zu gesperrten Haushalten. 210 000 Mahnungen schickt die EWL jährlich raus. Die Außenstände sollen Millionen betragen. „Wir müssen im Interesse unserer pünktlichen Zahler die Außenstände eintreiben“, sagt Stadtwerke-Sprecher Lars Hertrampf. Das Unternehmen hat aber festgestellt, dass Stromschulden immer häufiger keine Frage der Moral, sondern des Geldbeutels sind. Früher haben 95 Prozent der gesperrten Haushalte ihre Schulden innerhalb von drei bis vier Tagen beglichen. Eine aktuelle Stichprobe zeigt: Das schaffen nur noch 30 Prozent. Hertrampf: „Immer öfter bitten auch Kunden um Stundung oder Ratenzahlung, die früher völlig unauffällig waren.“
Während sich das Unternehmen Gedanken über eine sozialverträgliche Lösung macht, sieht sich die Bürgerschaft außerstande zu helfen. Ein Antrag aus der Einwohnerversammlung, eine Härtefallregelung für säumige Zahler einzuführen, wurde Ende November mit Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt. Lübeck
Von Kai Dordowsky, LN