Geduldsprobe

Der Tag fing wunderbar um 4.00 h für mich an. Um 4.30 h war ich mit einer Tasse duftendem Kaffee vor mir entspannt unterwegs nach Paderborn, stand pünktlich um 7.00 h an der Rampe und hab noch ne Mütze voll Schlaf bekommen bis 9.00 h. Dann zurück nach Hamburg, die Büchse bei Remain einwerfen, 2 20″ Reefer für Braun aufnehmen und dort abwerfen und dann zum Eurogate, meinen 40″ für Lotte holen. Ausser einem Transportauftrag hatte ich nichts mit, der Verpflichtungsschein hätte sich erübrigt, das wäre alles im System, ich könne den Container mit meinem Kennzeichen abfordern, hieß es..
Ich hab also brav alle Daten auf einen sauberen Zettel geschrieben und mich angestellt am Interchange. Natürlich war es knüppeldicke voll und wir haben in 3 Reihen Polonaise getanzt, bis ich dann dran war. Ich reiche also meinen Zettel über den Tresen und sage meinen Text auf und werde mit den freundlichen Worten „Ohne Verpflichtungsschein geht gar nichts“ abgeschmettert.
Also raus in den Warteraum und Dispo anrufen. „Warte mal 5 Minuten, ich rufe gleich zurück..“ – „Faxe mir doch bitte gleich den Schein, das Fax ist grad frei.“ – „Ich rufe erstmal beim Kunden an, ich habe keinen Schein hier“..
30 Minuten später der Rückruf: „Es soll jetzt gehen, geh bitte nochmal rein..“. Ich hab mich also nochmal angestellt, wieder zu dem gleichen Menschen da im Interchange, gleiches Spiel wie vorher.. „Ich brauche ein vertrauenswürdiges Papier von Dir, sonst geht hier nichts..“
Wieder in den Warteraum, wieder Dispo angerufen und auf den neuesten Stand gebracht. „Wieviel Zeit hast Du den noch?“ kam die Frage. „Bis 17.30 h hab ich noch Schichtzeit..Das wird eng heute mit Lotte..“ – „Das macht nichts, schreib mal die Standzeit auf, da gehen wir jetzt durch. Die telefonieren gerade mit dem Eurogate..“ – „Warum faxen die nicht einfach den Schein? Dann hab ich die Büchse in 5 Minuten..“ – „Keine Ahnung, der Reeder telefoniert jetzt angeblich mit der Chefetage vom Gate..“ – „Gut, ich warte hier am Fax..“
Eine gute Stunde später dann erneut Telefon: „Hat sich da was getan, ist jemand rausgekommen und hat Dich reingeholt oder so?“ – „Rausgekommen? Die bewegen sich doch nicht freiwillig hinter ihrem Schreibtisch raus..“ – „Hätte ja sein können, daß Dich einer aufgerufen hat..“ – „Eher würden sich die Jungs wohl die Zunge abbeißen..“ – „Okay, ich sehe mal, was ich machen kann..“
Irgendwann hab ich mir dann die Daten und vor allem die ATA-Nummer vom Frachtbrief abgeschrieben und habe mich noch einmal angestellt..wieder rein, diesmal zu einem anderen Kollegen. Ich habe ihn freundlich gefragt, ob er mir auf den Frachtbrief den Container rausgeben kann und er wollte wissen, was sein Kollege vorher gesagt hätte. „Der wollte ein vertrauenswürdiges Papier haben..“ – „Okay, ich denke mal, das sollte gehen..“
Gesagt, getan, 3 Minuten später saß ich beim Zoll und habe meinen Stempel bekommen und dann ab in die Fuhre, die Büchse holen. Pünktlich um 17.30 h bin ich auf den Parkplatz in Finkenwerder gerollt und mache jetzt etwas, was man bei mir nur sehr selten sieht: Ich trinke ein Bier. Das hab ich mir aber auch verdient heute..

Ausdruck Standzeit

Ausdruck Standzeit




So etwas gibts auch nur in Deutschland, 2 Stunden lang alles ausdiskutieren wollen, statt einmal in 5 Minuten etwas zu faxen..

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