Ein Weihnachtsgedicht
Es war die Nacht mit Weih davor,
Die Ente schlief im Ofenrohr,
Fast alles ist genau wie immer –
Selbst Opa furzt im Herrenzimmer.
Das ganze Haus steckt voller Leute,
Doch niemand ist zu hören heute.
Liegt’s vielleicht an der Weihenacht ?
Neeeeein, Mama hat sie umgebracht !
Im Festtagstrubel heute morgen
Ist sie mal kurz verrückt geworden.
So hat sie dann ganz ungeniert
Die ganze Sippe ausradiert
Ne Tasse Rattengift in‘ Stollen –
Den gab’s zum Frühstück für den Ollen
noch zweimal kurz nach Luft geschnappt,
Dann gab er schon den Löffel ab.
Der Oma dann ’ne Stunde später
’nen kleinen Sprengsatz ans Katheter –
Noch nicht mal richtig ausgeschissen
Hat sie’s beim letzten Druck zerissen !
Dann Tante Ruth, die olle Kuh,
Kam in den Kühlschrank, Klappe zu,
Die Nachbarn wollten nur was fragen –
Die wurden gleich noch mit erschlagen,
Danach mit Säge, Axt und Feile
Den Onkel Heinz in kleine Teile.
Zum Schluss die Kinder – s`war schon spät –
Nach Bosnien als Care-Paket.
Nur Opa sitzt noch am Kamin
Und lässt genüsslich einen ziehn.
Doch plötzlich fragt er sich ganz leise:
Es ist so still, was soll die Scheisse ?
Er macht sich auf und geht zu Mama,
Die sitzt noch in der Speisekammer,
Hackt aus dem Dackel Rehragout.
Der Opa sägt verdutzt: „Nanu?,
Du hast ja alle totgemacht,
Was hast du dir dabei gedacht ?“.
„Ach weisst du“, spricht sie reuevoll,
„Ich hatte halt die Schnauze voll
Vom vielen Krach und Weihnachtssegen,
Vom Kochen, Backen, Waschen, Legen,
Vom Gänsebraten aus der Truhe –
Ich wollte einfach meine Ruhe !!“
Der Opa bleibt gewurzelt stehn
Und sagt: „Ich kann dich gut verstehn,
prima danke toll gemacht,
ich wünsch Dir frohe Weihenacht !“